Lieber Herr Albrecht,
die Auswahl Ihres neuen Dienstwagens macht uns gehörige Bauchschmerzen. Ein Diesel, noch dazu als SUV beworben, tut uns, das kann sich jeder denken, in der Grünen Seele weh.
Zugegeben: sparsam, mit neuster Motorentechnik ausgestattet, ein Co2-Wert von 112gCo2/km, das ist für so ein großes Fahrzeug schon beachtlich.
Aber: man sollte den symbolischen Wert des OB-Dienstwagens nicht unterschätzen. Ich erlaube mir, aus der Pressemitteilung der Stadt von heute zu zitieren:
„Die Stadt Sinsheim bekennt sich seit Jahren ganz aktiv und praktisch zum Klimaschutz. (….)Wir verstehen uns als Vorreiter und sehen uns in der Verantwortung, als Stadt einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, betonte Oberbürgermeister Jörg Albrecht.(…) „Sinsheim hat in den Bereichen Klimaschutz und Energieeffizienz seit Jahren eine Vorbildfunktion inne. Und gerade diese Vorbildfunktion ist für uns das Entscheidende. Mit einem Elektro-Dienstwagen könnten Sie ein tolles Zeichen setzen!
Anfang September wurde in Stuttgart der erste urbane Schnellladepark Baden-Württembergs eröffnet. 12 High-Power-Ladepunkte, E-Autos können in ca.5min. 100km „Ladung tanken“. Von diesen urbanen Parks gibt es demnächst 16 Pilotstandorte in 15 großen Städten Baden-Württembergs, vier noch in diesem Jahr.
Stellen Sie sich vor Sie fahren nach Stuttgart, unsere Fördergelder abholen, und dürfen mit ihrem Diesel aufgrund einer Verschärfung des Dieselfahrverbots nicht mehr einfahren…mit dem E-Auto kein Problem, da können Sie schnell noch im Solarpark tanken!
Nähere Ausführungen zur Elektromobilität würden jetzt zu weit führen. Deshalb nur soviel:
Seriöse Studien, wie z.B. die des IFEU Instituts Heidelberg belegen eindeutig die bessere Gesamtumweltbilanz im Gegensatz zum Diesel und Benziner. Die Effizienz eines E-Motors liegt bei ca.80%, im Vergleich zu seinen Konkurrenten, ca.40%. Allein diese Grundtatsache fordert doch einen Umstieg!
Reichweiten von mittlerweile rund 500km, längere Strecken mit dem ICE, machen E-Mobilität auch bei vollerem Terminkalender inzwischen absolut machbar.
Wir hoffen, Sie entscheiden sich in 3-4 Jahren, wenn der nächste Fahrzeugwechsel ansteht, für ein E-Auto. Vielleicht lassen Sie sich in dieser Zeit ausgiebig beraten, z.B. von unserer Bürgerenergiegenossenschaft, die da große Kompetenzen hat. Und bestimmt überlassen viele Autohäuser Ihnen als OB gerne ein Fahrzeug zur Probe.
Sicher werden Sie verstehen, dass wir als Grüne so eine Abstimmung nicht positiv unterstützen können.
Anja Wirtherle, Gemeinderatsitzung 29.09. 2020
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