Landtagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel (GRÜNE): “ Die Novellierung des Landesjagdgesetzes ist schon lange überfällig.“

Das baden-württembergische Landesjagdgesetz wurde zuletzt in den 90er Jahren novelliert, allerdings ohne substantielle Änderungen vorzunehmen. Das Jagdgesetz ist also in seinem Kern bereits über 20 Jahre alt. Seither hat sich viel verändert, sowohl verfassungsrechtlich als auch gesellschaftlich. So wurde beispielsweise der Tierschutz ins Grundgesetz und in die Landesverfassung aufgenommen.

Deshalb hat die grün-rote Landesregierung jetzt einen Entwurf für ein modernes, zeitgemäßes Jagdgesetz in Baden-Württemberg vorgelegt, der diese Entwicklungen berücksichtigt.

Nach intensiven Gespräche und Vorbereitungen mit allen Interessengruppen gab es ein Konsenspaket, das der Landesjagdverband nun leider einseitig aufgekündigt hat.

Zum Aktionstag des Hegering der Heidelberger Jägervereinigung auf dem Leopoldplatz in Eberbach erklärt die grüne Landtagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel: „Der Dialog mit der Jägerschaft ist mir genauso wichtig wie der Dialog mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, denn Jagd ist Teil unserer Kultur. Unsere Jägerinnen und Jäger leisten Beachtliches bei der Regulation der Wildtierpopulationen im Spannungsfeld unterschiedlicher Landnutzungsinteressen. Sie leisten wertvolle Beiträge für den Naturschutz, die Umweltbildung und versorgen uns mit bestem Ökofleisch.“

Heute ist wissenschaftlich belegt, dass insbesondere die Fütterung der Wildtiere erst zu hohen Beständen führt, die Schäden in Wald und Flur anrichten. Im Saarland, in Hessen und in Rheinland-Pfalz ist die Wildfütterung bereits verboten. An Stelle von Wildfütterung braucht es angepasste Wildbestände.

Das Verbot des Abschuss von Hunden und Katzen, beruht auf der Erkenntnis, dass die Katzenpopulation, effektiver und tierschutzgerechter durch Kastrationen als durch den Abschuss einzelner Tiere reguliert werden kann. Das hat im November 2013 die Landesregierung dazu veranlasst, den Kommunen die Möglichkeit zu eröffnen, Kastrationsgebote zu verhängen. „Der Abschuss von Hunden oder Katzen kann nur die allerletzte Lösung sein“ ist Schneidewind-Hartnagel überzeugt. Hunde sollen künftig nur noch dann geschossen werden dürfen, wenn sich kein anderer Weg, wie das Einwirken auf die Halter, aufzeigt und die Behörden dies genehmigt haben.

Andere Regelungen, wie die Wildruhe im Wald von Mitte Februar bis Mitte April, sind wichtig, um die Bestände beim Schwarzwild nicht weiter explodieren zu lassen und die jungen Waldbäume vor dem Verbiss von Rehen zu schützen. „So paradox es klingen mag, eine Wildruhezeit hilft, die Bestände von Schwarzwild in Schach zu halten“, erklärt Charlotte Schneidewind-Hartnagel. Das ist durch Erkenntnisse der Wildtierbiologie und Wildökologie in mehrere Untersuchungen belegt. Eine Jagd im Februar auf Schwarzwild geht mit der Kirrung, der Anlockfütterung der Tiere, einher. Diese Kirrung, die zumeist aus energiereichem Futter wie Mais oder Trester besteht, ist zusätzliches Futter in nahrungsarmer Zeit. Dadurch sind die Jungtiere früher fruchtbar und ausgewachsene Wildsauen bekommen deutlich mehr Nachwuchs.

So bestätigte der langjährige Hegeringleiter Wilhelm Blask im Gespräch: „Die derzeitige Schwarzwildsituation werden wir mit der Büchse, egal mit welcher Jagdart nicht in den Griff bekommen“, in diesem Punkt herrscht also Einigkeit mit den Jägern. Umstritten ist dagegen die zwei monatige Wildruhe: „Wenn der Abschuss in 12 Monaten nicht zum gewünschten Ziel führt, dann sind 2 Monate Wildruhe, wie im neuen Landesjagdgesetz vorgesehen, auch keine Einschränkung“, so Schneidewind-Hartnagel.

Wald und Wildtiere brauchen Jagd, Naturschutz und Tierschutz. Das ist ein wichtiger Baustein des Gesetzentwurfs,der ein Gesetz des Interessenausgleich anstrebt. „Ein modernes Wildtiermanagement, wie der Gesetzentwurf es vorsieht, setzt auf die Kooperation von Jagd, Naturschutz und Tierschutz zum Wohle von Wild und Wald“, so Schneidewind-Hartnagel abschließend.

 

Bild: (mh) Das Bild zeigt den ehemaligen Hegeringleiter Wilhelm Blask mit MdL Charlotte Schneidewind-Hartnagel vor dem Stand des Hegerings auf dem Leopoldsplatz in Eberbach

 

Quelle: PM vom 17.05.2014

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